Im Konsequentialismus werden Handlungen nach ihren Folgen bewertet. Entscheidend für die Bewertung sind aber nicht die realen, sondern die zu erwartenden Folgen.
Angenommen, Alina entscheidet sich dafür, das Bild zu verkaufen. Der Käufer fährt auf dem Weg zu Alina jedoch in einen Nagel, ein Reifen platzt und beim darauf folgenden Unfall sterben fünf Menschen. Die Folgen von Alinas Handeln sind damit sehr negativ. Diese Folgen machen Alinas Handeln aber nicht moralisch falsch. Denn jede Handlung kann im Prinzip katastrophale Folgen haben, die aber sehr unwahrscheinlich sind.
Mögliche positive Folgen:
Heilung
Freude von Verwandten und Freund:innen
Freude des Käufers am Gemälde
Mögliche negative Folgen:
Unverträglichkeit des Medikaments
Käufer ist erbost und erleidet einen Wirtschaftlichen Schaden
Alina wird verurteilt
Da Alina die realen Folgen nicht kennt, spielen bei ihrer Abschätzung der Folgen Wahrscheinlichkeiten eine wichtige Rolle. Dass der Käufer einen Autounfall erleidet, wird sie als sehr unwahrscheinlich einschätzen. Wie aber soll sie die verschiedenen Folgen miteinander vergleichen? Und welche Personen soll Alina berücksichtigen?
Die Folgen von Handlungen sind überaus vielfältig. Welche Folgen sind für die Bewertung von Handlungen entscheidend? Dies wird im Konsequentialismus durch eine Wertlehre (Axiologie) beantwortet.
Es gibt objektive Folgen wie der Fortbestand von Leben, der nach Albert Schweizer gefördert werden sollte. Typisch für den Utilitarismus sind subjektive Folgen. Alina sollte demnach fragen, wie sehr ihr Handeln das Glück (Jeremy Bentham) vergrößert oder die Erfüllung von Wünschen (Peter Singer) befördert. Zur Wertlehre gehört auch die Frage, wer bei der Bewertung berücksichtigt wird. Der Konsequentialismus ist meist universalistisch: Es sollte die gesamte Menschheit oder zusätzlich auch höhere Tiere (Peter Singer) berücksichtigt werden.
Die naheliegende Antwort lautet: Diejenige Handlung ist moralisch richtig, die die bestmöglichen Folgen hat. Mit diesem Maximierungs-prizip sind jedoch nicht alle Konsequentialist:innen einverstanden. Es könnte Alina überfordern. Es könnte sie geistig überfordern, weil sie nicht die Zeit hat, alle denkbaren Folgen für die Menschheit abzuwägen. Es könnte sie psychisch überfordern: Möglicherweise wären die besten Folgen, wenn Alina das Bild verkaufen und das Geld drei krebskranken Kindern spenden, ihre Mutter aber sterben lassen würde. Weitere Aspekte der normativen Theorie sind: Sollten zukünftige Generationen genauso stark berücksichtigt werden wie gegenwärtige? Ist die zweitbeste Handlung immer noch moralisch richtig oder schon moralisch falsch?