Utilitaristische Theorieansätze
Nach Bentham werden die Folgen einer Handlung nach der Intensität der subjektiv empfundenen Lust bzw. Freude bewertet. Dieser erste utilitaristische Theoriensatz weist einige Probleme auf, weshalb sich in der Folgezeit weitere Formen des Utilitarismus ausprägten.
Weitere Theorieansätze:
a) John Stuart Mill
Im Unterschied zu Bentham sind geistige Freuden sind höher zu bewerten als sinnliche Freuden.
b) Wunscherfüllungstheorie (Präferenzutilitarismus)Die Folgen werden daran gemessen, ob sie den Wünschen der Menschen entsprechen. Genauer: In welchem Maß sie den Wünschen der meisten Menschen entgegenkommen.
c) Theorie der True Preferences (Präferenzutilitarismus)Die Folgen werden daran gemessen, ob sie den Wünschen der Menschen entsprechen, die sie hätten, wenn sie ihre Überlegungen mit größter Sorgfalt anstellen und wenn sie über alle relevanten wissenschaftlichen Informationen verfügen würden.
d) Theorie der reflexiven SelbstbewertungDie Folgen werden danach bewertet, was ein Mensch selbst für Wertmaßstäbe hat.
e) Negativer UtilitarismusDie negativen Folgen von Menschen, die relativ schlechter gestellt sind, werden stärker beachtet, als die positiven Folgen von bessergestellten Menschen.
f) Theorie des NutzenminimumsDie positiven Folgen für eine bessergestellte Gruppe zählen erst dann, wenn alle Menschen der Bevölkerung ein bestimmtes Glücksniveau erreicht haben.
Aufgabe:
Erläutere, wie der beschriebene Fall aus der Sicht der (in Klammern angegebenen) Theorie zu beurteilen ist.
Fall 1 (Bentham, Mill)
Robin ist von Kind auf von einer genetischen Störung betroffen, die ihn zu einem geistig zurückgebliebenen Menschen macht, der sich aber in einem andauernden Glückszustand befindet. Eine Heilung würde ihm alle kulturellen Güter der Gesellschaft zugänglich machen, ihn aber auch mit den Sorgen des Lebens in der Gesellschaft konfrontieren.
Fall 2 (Bentham, Wunscherfüllungstheorie, Theorie der True Preferences)
Ein Wirtschaftsminister möchte das Gesamtglück seiner Bevölkerung mehren. Er hat dazu einen Beraterstab zur Verfügung, der Untersuchungen in der Bevölkerung vornimmt (über Umfragen).
Fall 3 (Bentham, negativer Utilitarismus, Theorie des Nutzenminimums)
Im römischen Zirkus wird ein Verurteilter zur Freude der großen Zuschauermenge dem Löwen zum Fraß vorgeworfen.
Fall 4 (Bentham, Theorie der True Preferences)
Seit Peter das erst Mal Heroin genommen hat, ist er süchtig. Die Droge erfüllt für ihn das, was er sich immer gewünscht hat: alle Sorgen und Ängste auf Knopfdruck zum Verschwinden bringen zu können.
Fall 5 (Bentham, negativer Utilitarismus, Theorie des Nutzenminimums)
Um die Sicherheit bzw. das Sicherheitsgefühl in einer Bevölkerung zur Erhöhen, wird gegen die hohe Kriminalität die Strafpraxis drastisch erhöht. Langjährige Gefängnisstrafen für geringe Diebstahlsdelikte werden eingeführt, für schwere Verbrechen wird die Folter als Strafe zugelassen.
Fall 6 (Bentham, Theorie der reflexiven Selbstbewertung)
Friedbert lebt eine strenge Form fernöstlicher Askese. Jede Form von Wohlstand, sinnliche Freuden, aber auch das Leben als Wissenschaftler lehnt er ab. Auch wenn er viele unangenehme Zustände aushalten muss, ist es für ihn ist es der einzig sinnvolle Weg zu leben.